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Nr. Datum der Silencing Institution Verstummte Person / Organisation
29.05.2024 KvU – Kirche von Unten 24-05-29_Internationalist Queer Pride Berlin, fluid.vision
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Kirche von Unten sagt Veranstaltung von fluid.vision wegen Fundraising für Internationalist Queer Pride Berlin ab

Am 29. Mai 2024 sagte Kirche von Unten (KvU) die vom queeren Kollektiv fluid.vision organisierte Veranstaltung Fluidity, auf der eine Spendenaktion für die Internationalist Queer Pride (IQP) Berlin stattfinden sollte, ab. Ursprünglich für den 2. Juni 2024 geplant, entschied KvU, dass sie aufgrund „der antisemitischen Vorkommnisse der letzten drei Jahre auf der IQP und der Zusammenarbeit mit Gruppierungen wie Palestine speaks´ undBerlin against Pinkwashing´“ eine Spendenaktion für den IQP nicht unterstützen könne.

In einer Erklärung, die KvU am 29. Mai 2024 auf Englisch und Deutsch über Facebook und Instagram postete, wurde erklärt, dass sie nicht in der Lage seien, sich mit fluid.vision „auf ein anderes Spendenziel oder eine gemeinsame Sicht auf die Thematik“ zu einigen. Sie betonten auch, dass „Aussprüche wie `from the river to the sea´“ für sie inakzeptabel seien, da diese das Existenzrecht Israels in Frage stellten und „teilweise die Auslöschung Israels” fordern würden. KvU erklärte, dass „eine Zusammenarbeit mit Gruppen, die die Taten der Hamas feiern oder rechtfertigen“ für sie ausgeschlossen sei, und drückten ihr Mitgefühl „mit allen Opfern dieses Konfliktes in Gaza und Israel“ aus.

fluid.vision postete am 30. Mai 2024 eine Antwort auf Facebook und Instagram, in der sie hervorhoben, dass die Absage „in letzter Minute“ erfolgt sei und dass KvU „von Anfang an von der Soli-Aktion“ gewusst hätte. Sie drückten ihre Unzufriedenheit über den „absichtlichen Mangel an Kommunikation, die unmöglichen Ultimaten, die Absage in letzter Minute und die Diffamierung in ihren sozialen Medien“ aus.

Fluidity fand schließlich am 2. Juni 2024 im Lark statt, nachdem über eine GoFundMe-Kampagne die zusätzlichen Kosten für den Veranstaltungsort gesammelt werden konnten. Auf der Veranstaltung waren zwei Workshops zum Thema Widerstand – Organizing Queer Resistance from fluid.vision and IQP und Demo Rights and Repression Awareness – sowie DJ-Sets und Performances im Programm.

Die 1987 gegründete KvU ging aus einem Kirchentag hervor, der parallel zum offiziellen Evangelischen Kirchentag 1987 in Ost-Berlin stattfand und entwickelte sich anschließend zu einem der wichtigsten Aktionszentren der linken Opposition in der DDR. Nach dem Fall der Berliner Mauer entwickelte sich die KvU zu einem politischen und sozialen Projekt. Als „generationenübergreifende Freizeiteinrichtung“ und „Probierraum“ für Ideen möchte die KvU „Raum für politischen Diskurs“ bieten und lehnt „sexistisches, rassistisches, antisemitisches, faschistisches, queerfeindliches und jegliche Art von diskriminierendem Verhalten“ laut Selbstbeschreibung ab.

fluid.vision ist ein queeres Kollektiv mit dem Ziel, neue Rave-Events in Berlin zu kreieren. Besonderen Wert legen sie dabei auf das Schaffen von sicheren Räumen zum Feiern für LGBTQIA+-, FLINTA- und BIPOC-Gruppen in Berlin, indem Veranstaltungen mit queeren DJs, Künstler:innen, Performer:innen und Pädagog:innen umgesetzt werden. Laut fluid.vision war dieser Vorfall Teil „einer Reihe von Absagen von Kulturveranstaltungen, die auch nur im Entferntesten mit Palästina zu tun haben.“ Da auch die Repression von staatlicher Seite drastisch gestiegen sei, müsse zusammengehalten werden und es müssten mehr sichere Orte für marginalisierte Gruppen geschaffen werden.